Deutsche Zukunftsangst auf der Überholspur: Wenn die Autobahnauffahrt zum Sinnbild wird
Existenzängste, Angst vor Veränderung, Zukunftsängste, Angst vor Entscheidungen, Arbeitslosigkeit, Zweiklassengesellschaft und die mangelnde Gesundheitsvorsorge sind nur ein kleiner Auszug der Zukunftssorgen deutscher Bürger, wie aktuelle Umfragen der R+V und Stiftung für Zukunftsfragen belegen. Und das Fazit?
Am plastischsten beschreibt dies der Facebook-Post einer Polizeistation in NRW: „Wir behandeln heute ein Thema aus der Rubrik ‚German Angst‘: Die Autobahnauffahrt.“ Es geht um ein altbekanntes Phänomen: Viele AutofahrerInnen betrachten den Beschleunigungsstreifen als Abwartestreifen. Statt Gas zu geben wird geschaut, abgewogen, gezögert. Statt sich zügig und effizient in den Verkehr einzureihen, zieht man mit nicht mal 80km/h auf die Spur, bremst alle anderen damit aus und verursacht im schlimmsten Falle Auffahrunfälle.
Mutlosigkeit statt Fortschritt: Wie die German Angst Deutschland lähmt
Die Autobahnauffahrt spiegelt treffend die gegenwärtige Gemütslage vieler Deutscher wider, in der die Angst vor Risiken und Veränderungen oft den Mut zur Initiative und zum Handeln überwiegt. Das Beispiel lässt sich auf viele Bereich in Wirtschaft und Gesellschaft direkt in die Praxis übertragen:
- Statt unseren „dysfunktionalen Staat“ mal wieder richtig auf Vordermann zu bringen, wird nur geflickt und vorrübergehend ausgebessert. Das betrifft Autobahnen gleichermaßen wie Brücken, unser Schienennetz, die Digitalisierung, unserer Mobilfunknetz, die Deutsche Bundeswehr, unsere weltweitbekannte Super-Bürokratie und – nicht zu vergessen – unser Schul- und Bildungssystem.
- Schaut man in die Unternehmen, sieht es auch dort nicht besser aus: Aus Angst vor falschen Entscheidungen werden lieber einfach gar keine getroffen. Das zeigt sich allmählich auf dem Weltmarkt. „Made in Germany“ hat so langsam ausgedient. Andere Länder haben uns schon längst überholt. Weil sie einfach machen, sich aus der Komfortzone herausbewegen, Mut zeigen.
Dieses Muster der Zögerlichkeit und Angst vor Veränderung droht nicht nur unsere Infrastruktur und Wirtschaft zu bremsen, sondern auch unsere gesellschaftliche Entwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden.
Verharren statt Handeln – unsere neue Zukunft?
Abwarten statt Gas geben – German Angst statt German Mut – sich drücken statt Verantwortung übernehmen. Ein Paradoxon, wie mir scheint – denn: Die große Mehrheit der Deutschen wünscht sich laut Umfragen mehr Optimismus und Tatendrang. Doch was nun?
Jochen Blöcher zeigt in seinem Buch „Mit neuem Mut gegen German Angst“ einen Fahrplan auf, wo angesetzt werden kann, um German Angst in German Mut zu wandeln. Dabei setzt er ganz pragmatisch bei der Wurzel an: Erziehung und Bildung. Weitere Stationen des Fahrplans sind u.a. Ermutigung zu einem offenen Dialog, Förderung von Solidarität und gesellschaftlichem Engagement, Schaffung von Transparenz und ein großes Umdenken der Führungskräfte und UnternehmerInnen in ihrer Rolle als „mutige“ Vorbilder.
Hier erfahren Sie mehr zum Thema German Angst und dem neuen Buch von Jochen Blöcher.