Toleranz – mehr als nur ein Wort

Toleranz ist ein Begriff, der oft verwendet, aber selten wirklich verstanden wird. Sie ist eine Tugend, die unser Miteinander prägt – sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Doch wie tolerant sind wir wirklich? Eine Frage, die uns nicht nur fordert, sondern auch oft an unsere Grenzen bringt. Besonders im Berufsleben, etwa im Umgang mit verschiedenen Generationen oder anderen Persönlichkeiten, zeigt sich, wie viel Toleranz wir tatsächlich leben. Wie der Psychologe Viktor Frankl treffend formulierte: „Toleranz besteht nicht darin, daß man die Ansicht eines anderen teilt, sondern nur darin, daß man dem anderen das Recht einräumt, überhaupt anderer Ansicht zu sein.“ Doch was bedeutet das konkret, und wie können wir unsere eigene Toleranzfähigkeit entwickeln?

Toleranz als Haltung – Wahrnehmen statt Bewerten

Echte Toleranz bedeutet, sich der Unterschiedlichkeit bewusst zu sein, ohne diese zu bewerten. Es geht darum, andere Ansichten oder Verhaltensweisen nicht sofort als „falsch“ oder „richtig“ einzustufen, sondern vielmehr den Dialog zu suchen. Hierbei spielen Neugier, Interesse und aktives Zuhören eine entscheidende Rolle. Besonders wichtig ist es, die Grenzen der Toleranz zu erkennen. Diskriminierung, Gewalt und Intoleranz dürfen keinen Raum finden. Diese klaren Grenzen sind notwendig, um Toleranz nicht zu einer passiven Duldung von Ungerechtigkeiten verkommen zu lassen.

Die Bausteine der Toleranz

Die Fähigkeit, tolerant zu sein, ist keine angeborene Eigenschaft, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Kompetenzen, die wir bewusst entwickeln und stärken können:

Zuhören und Verstehen

Der erste Schritt zu mehr Toleranz ist das Zuhören. Oft verbirgt sich hinter einer scheinbar absurden Aussage ein Gedankengang, der beim genaueren Hinsehen durchaus Sinn ergibt. Das bewusste Zuhören fördert nicht nur das Verständnis für andere, sondern auch die eigene Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven anzunehmen.

Offenheit für Neues

Intoleranz zeigt sich häufig in einer starren Denkweise, die die Welt in Kategorien von „richtig“ und „falsch“ einteilt. Das Leben ist jedoch weitaus komplexer und facettenreicher. Offenheit für neue Impulse und Ideen zeigt nicht nur Respekt für das Gegenüber, sondern zeugt auch von innerer Stärke. Es ist ein Zeichen von Größe, nicht immer Recht haben zu müssen.

Vorurteile hinterfragen

Jeder von uns trägt Vorurteile mit sich herum. Sie sind tief in uns verwurzelt, oft unbewusst, und prägen unser Handeln. Diese Vorurteile immer wieder zu prüfen, ist ein wichtiger Schritt, um sich weiterzuentwickeln. Denn nur so können wir den Raum für echte Toleranz schaffen.

Stress abbauen

Stress ist ein Feind der Empathie. In belastenden Situationen fällt es schwer, sich in andere hineinzuversetzen oder Geduld aufzubringen. Daher ist es wichtig, regelmäßig für Entspannung zu sorgen. Ein klarer Kopf hilft dabei, offen und respektvoll mit anderen umzugehen.

Toleranz üben, Intoleranz erkennen – ein gemeinsamer Weg

Toleranz bedeutet nicht, alles hinzunehmen. Unannehmbares Verhalten – ob respektlos oder destruktiv – muss nicht toleriert werden. Es gehört zur Selbstachtung, für die eigenen Werte und Überzeugungen einzustehen. Toleranz darf nicht mit Schwäche verwechselt werden, sondern ist eine bewusste Entscheidung, die wir immer wieder neu treffen.

Toleranz ist keine passive Haltung, sondern eine aktive Entscheidung, die immer wieder geübt werden muss. Sie beginnt mit uns selbst, mit der Bereitschaft, hinzuhören, offen zu bleiben, Vorurteile zu überprüfen und uns nicht vom Stress des Alltags überwältigen zu lassen. Gleichzeitig erfordert sie klare Grenzen, um Intoleranz und Ungerechtigkeit keinen Raum zu geben. Indem wir gemeinsam an unserer Toleranz arbeiten, können wir ein respektvolles Miteinander schaffen, das Platz für Vielfalt und Individualität bietet. Toleranz ist keine Selbstverständlichkeit – sie ist ein Prozess, der uns alle betrifft.

In seinem Buch "Mit neuem Mut gegen German Angst - Ein Plädoyer für engagiertes Leadership" zeigt Autor Jochen Blöcher auf, wie wir an der Wurzel ansetzen können, um diese Transformation zu erreichen. Von der Erziehung und Bildung über den offenen Dialog bis hin zur Förderung von Solidarität und gesellschaftlichem Engagement bietet Blöcher einen Fahrplan, der uns dazu ermutigt, aktiv zu werden und Veränderungen herbeizuführen. Es ist an der Zeit, dass Führungskräfte und UnternehmerInnen eine neue Rolle als mutige Vorbilder einnehmen und gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, die von Zuversicht und Fortschritt geprägt ist. Wir sollten diese Gelegenheit ergreifen und gemeinsam die German Angst überwinden!